Was bringt Zärtlichkeit? Fikri Anıl Altıntaş und Mann-Sein
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„Schriftsteller“ mag sich Fikri Anıl Altıntaş gar nicht nennen: „Der Begriff hat so was Elitäres und beinhaltet immer so eine Wunschvorstellung, wie jemand schreiben sollte.“ Die Bezeichnung „schreibende Person“ treffe auf ihn besser zu. Und obwohl er eigentlich immer Musiker sein wollte, sei das Schreiben für ihn eine Zuflucht geworden – spätestens mit seinem Buch „Im Morgen wächst ein Birnbaum“. Parallel dazu arbeitet er als Projektmanager in Berlin und setzt sich als HeForShe-Botschafter der UN Women Deutschland für Geschlechtergerechtigkeit ein.
Fikri Anıl Altıntaş erhebt seine Stimme für eine zärtliche, solidarische, kritische Männlichkeit. Er geht auf Spurensuche, was Mann-Sein für ihn als türkisch-muslimisch positionierten Mann in Deutschland eigentlich bedeutet. Beobachtet hat er, dass ihm Zärtlichkeit oft abgesprochen werde – und als Ursache hat Fikri Anıl Altıntaş rassistische Denkmuster erkannt. Umso beglückender sei es, wenn sich bei seinen Lesungen junge Männer öffneten und sich ihrer eigenen Verletzlichkeit annäherten.
Ihm zur Seite stand bei dieser biografischen und sehr intimen Forschungsreise immer wieder sein Vater, der bei Lesungen gelegentlich auch mit auf der Bühne steht. Aber auch die Verbindung zu Mutter und Schwestern haben Fikri Anıl Altıntaş gelehrt zu reflektieren und Fragen aufgeworfen: Warum weinen Männer heimlich? Welche Ansprüche stellt die Gesellschaft an „Männer“ – an ihre Kleidung, ihre Sprache, ihr Verhalten? Wie kann eine zukunftsweisende Performance von Männlichkeit fernab von Dominanz, Konkurrenz und Verletzungen aussehen? Und was kann jede einzelne männlich gelesene Person dafür tun?
Mit Host Ninia LaGrande spricht Fikri Anıl Altıntaş darüber, warum es ihm wichtiger ist, feministisch zu handeln, denn als Feminist gelabelt zu werden. Es geht um postmigrantische Perspektiven auf das Konstrukt Männlichkeit – und natürlich um Birnen. Fikri Anıl Altıntaş erzählt, warum er gerne in Helsinki wäre, was er nostalgisch an Zwei-Liter-Eistee-Packs findet und wie er daran arbeitet, das traditionelle Korsett von Männlichkeit abzulegen, obwohl es ihm zahlreiche Freiheiten und Sicherheiten bietet.
GANZSCHÖNLAUT: der Veto Podcast mit unseren Hosts Ninia LaGrande und Stephan Anpalagan. Wir stellen Menschen vor, die für Veränderung etwas riskieren. Alle zwei Wochen neu. Noch mehr Geschichten über Aktivmus findest du auf veto-mag.de. Wenn du Fragen, Anmerkungen und Wünsche hast, dann schreib uns: redaktion@veto-mag.de
TRANSPARENZ
Fikri Anıl Altıntaş verweist auf die Podcast-Folge GANZSCHÖNLAUT mit Asha Hedayati zu häuslicher Gewalt.
Das Interview „Kann Mann Feminist?“ im gedruckten Veto Magazin, das Anıl moderiert hat, ist in Ausgabe 1/2021 (Neuanfang) erschienen. Es ist in unserem Shop erhältlich. Und in Auszügen könnt ihr das Gespräch zwischen Sibel Schick und Christoph May hier lesen.
Erwähnung findet außerdem das Buch „Die Rosa-Hellblau-Falle“ von Almut Schnerring und Sascha Verlan.
Die Folge mit Fikri Anıl Altıntaş wurde am 3. November 2023 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Greta Thunberg, aus: Rede beim Climate Action Summit der Vereinten Nationen, 23. September 2019, Timecode: 00:04:46
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Philine Schlick; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, dem GLS Treuhand e.V., der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
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