Christoph Bautz und Protestkampagnen
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Was haben die Reaktorkatastrophe in Fukushima, das Handelsabkommen TTIP und AfD-Landeschef Björn Höcke gemeinsam? Die Antwort liefert Christoph Bautz gerade heraus: „Mit all diesen Beispielen verknüpfen sich Momente, die das Potential haben, Menschen in Bewegung zu bringen.“ Nämlich dann, wenn sich ein gesellschaftlicher Konflikt zuspitzt und es progressive Organisierung braucht, um Forderungen der aktiven Zivilgesellschaft politisch zu platzieren. In den genannten Fällen heißt das konkret: Anti-Atomkraft-Mobilisierung, Globalisierungs- und Kapitalismuskritik, Anti-Rechts-Arbeit.
Christoph Bautz weiß, wovon er spricht. Seit über 20 Jahren befasst sich der studierte Biologe und Politikwissenschaftler mit dem Aufbau und der Unterstützung von Bewegung und Protest – sei es auf der Straße oder im Netz. 2004 gründete er mit anderen die Kampagnenorganisation Campact, um „für progressive Politik einzutreten und die Demokratie zu verteidigen“. Hier ist Christoph Bautz als geschäftsführender Vorstand tätig. Jahre davor war er außerdem Mitinitiator der Bewegungsstiftung und der NGO Attac.
Politisiert wurde Christoph Bautz schon als Schüler. Beim Besuch einer WWF-Ausstellung am Frankfurter Flughafen war er plötzlich mit Tierleid und Umweltzerstörung konfrontiert. „Das war ein Punkt, an dem ich gesagt habe: ,Ich schau da mal hin, ich werd da aktiv.'“ Diese Rolle hat er seitdem nicht mehr verlassen.
Nach seinem ersten Redebeitrag zum Irak-Krieg auf einer Demonstration im Jahr 2003 sind Kundgebungen und Versammlungen genau die Orte, an denen sich Christoph Bautz zu Hause fühlt. Die Bandbreite an Themen, die er mit Campact bespielt, ist immens: Energiewende, globale Wirtschaft, Klimaschutz, Landwirtschaft, Rechtsextremismus.
Wo sich der Gründer in diesem Spannungsfeld selbst verortet, was Kampagnen erfolgreich macht und wie er jetzt eine zweite Protestwelle gegen die AfD anschieben will, darum geht es in dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT mit Host Stephan Anpalagan.
TRANSPARENZ
Zu Beginn der Episode erfolgt der Verweis auf ein Porträt in der Zeit, in dem unter anderem Christoph Bautz' Erbschaft thematisiert wird. Gegenwärtig ist er geschäftsführender Vorstand der Kampagnenorganisation Campact, zu der auch die Petitionsplattform WeAct und die Demokratie-Stiftung gehören. Darüber hinaus ist Christoph Bautz Teil der Bürgerbewegung Finanzwende.
Im Kontext der Proteste von Landwirtschafttreibenden verweist Christoph Bautz auf die Notwendigkeit einer Wiedervernässung von Mooren, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Campact oder Compact – wie war das nochmal? Diese Verwechselung komme leider häufiger vor, verrät Christoph Bautz im Gespräch. Deshalb freut es ihn umso mehr, dass eine Campact-Kampagne einen konkreten Erfolg errungen hat: Das rechte Magazin Compact wird aufgrund der Petition nicht mehr in Bahnhofskiosken verkauft.
Christoph Bautz spricht im Zusammenhang mit den Landtagswahlen im Osten davon, dass AfD-Landeschef Björn Höcke „aus skurrilen Verfassungsgründen“ selbst mit 30 Prozent der Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt werden könnte. Gemeint ist, dass es bei der Wahl im dritten Wahlgang wegen einer verfassungsrechtlichen Besonderheit in Thüringen die Person ins Amt gewählt werden kann, die die (einfache) Mehrheit der Stimmten erhält. Der Verfassungsblog hat deshalb eine Anpassung des Verfassungstextes empfohlen, um dieses Szenario zu verhindern.
Seit Anfang des Jahres und den Correctiv-Recherchen rund um ein Treffen rechtsextremer Kräfte hat Campact etliche Kampagnen gegen die AfD gestartet beziehungsweise unterstützt. Hier eine Auswahl an Aktionen: „AfD-Konten auf PayPal sperren“, „TikTok – Sperrt die AfD“, „AfD stoppen: Verfassungsgericht schützen“, „Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen“, „Gegen rechte Hetze – AfD verbieten“.
Die im Quiz genutzten Quellen finden sich hier der Chronologie nach: ARD-Deutschlandtrend, ZDF-Politbarometer, Friedrich-Ebert-Stiftung „Vertrauen in die Demokratie in Krisenzeiten“.
Christoph Bautz fordert abschließend zur Teilnahme an bundesweiten Demonstrationen auf, die noch bis zum 8. Juni 2024 – dem Tag vor der Europawahl – eine neue Protestwelle entfachen sollen.
Die Folge mit Christoph Bautz wurde am 29. Mai 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Jasper von Römer; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
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