Lucie Aubrac - Couragierte Frau in der Résistance.
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Human Minded. Lucie Aubrac. Die wagemutig in den Widerstand geht. Eine wahre Geschichte.
Mâcon. Eine Kleinstadt 60 Kilometer nördlich von Lyon. Hier wächst Lucie Bernard auf. Ihre Mutter ist Putzfrau und Gemüseverkäuferin. Der Vater Winzer. Lucie ist noch ein kleines Kind, als ihr Vater in den Krieg zieht. In den ersten Weltkrieg. Gegen das Deutsche Reich. Lucies Vater kommt nicht zurück. Lange Zeit gilt er als verschollen. Aber die Mutter sucht und findet ihn. Jahre später.
Lucies Mutter: „Lucie. Weißt Du, Papa spricht nicht mehr so viel und, ja, das Denken fällt ihm schwer. Er erinnert sich nicht mehr an alles. So genau jedenfalls. Ja? Nur, dass Du das verstehst.“
Lucies Mutter hat ihren Mann in einer Heilanstalt ausfindig gemacht. Nach einem heftigen Bombardement hat er das Gedächtnis verloren. Für Lucie eine einschneidende Erfahrung. Sie beschließt, Lehrerin zu werden. Geschichtslehrerin. Das Studium an der Pariser Sorbonne finanziert sie als Tellerwäscherin in einem kleinen Bistro.
Die 30er Jahre. Lucie unterrichtet Geschichte an einem Straßburger Mädchengymnasium. Zudem ist sie politisch engagiert, ist Mitglied der PCF, der kommunistischen Partei Frankreichs. Ihre Bewerbung auf ein Stipendium in den USA ist erfolgreich. Sie sitzt schon auf gepackten Koffern, als sie plötzlich Raymond kennenlernt.
Lucie: „Und Du warst wirklich gerade in Amerika? Erzähl mal. Wie reich und schön sind denn jetzt die Amerikaner?“
Raymond: „Das ist schwer zu sagen. Viele sind schön. Ja. Aber nur einige wenige reich. Sozialer Sprengstoff, wenn Du mich fragst.“
Lucie: „Ach, Raymond. Ich mag gar nicht mehr rüber. Ich würd‘ viel lieber hier bleiben. Hier. Bei dir.“
Raymond: „Blödsinn. Die Chance solltest Du nicht sausen lassen. Keine Angst. Ich warte auf Dich. Versprochen.“
Am Ende ist es der Krieg, der Lucies Reisepläne durchkreuzt. Lucie und Raymond bleiben zusammen und heiraten 1939. Sie erleben den Einmarsch der deutschen Nazitruppen in Nordfrankreich. Raymond ist Bauingenieur. Wie Lucie ist er in der kommunistischen Partei aktiv. Und er ist Jude. Das Paar setzt sich ab in Richtung Süden, in den von den Nazis noch unbesetzten Teil Frankreichs. Sie gehen in die sogenannte freie Zone. Nach Lyon. Dort schließen sie sich der Résistance an. Sie gründen die Widerstandsgruppe Libération-Sud. Verteilen Flugblätter, drucken die Untergrundzeitung Libération und schreiben Parolen an Hauswände.
Lucie: „Nazis raus! Nazis raus!“
Raymond: „Es lebe die Freiheit!“
Lucie: „Hau ab, Pétain. Hau ab!“
Der Protest der Libération-Sud richtet sich nicht allein gegen die Kriegstreiber aus Deutschland. Er richtet sich auch gegen Philippe Pétain. Pétain ist Staatschef des État Francais, dem unbesetzten Teil Frankreichs im Süden. Und Pétain hat einen Waffenstillstand mit den Deutschen unterzeichnet. Er kollaboriert. Lässt Juden jagen, um sie an die Gestapo auszuliefern. Lucie und Raymond führen ein riskantes Doppelleben. Im Untergrund organisieren sie den Widerstand und verstecken Juden, nach denen gesucht wird. Nach außen aber sind sie unauffällig, wirken rechtschaffend, fast bieder. Sie als Lehrerin, er als Ingenieur. Und beide als Eltern. Denn 1941 wird ihr erstes Kind geboren. Jean-Pierre.
Raymond: „Lucie! Sie kommen. Sie marschieren ein. Mit ihren Panzern. Sie machen auch hier alles platt. Es ist vorbei.“
November 1942. Im sogenannten Unternehmen Anton besetzen deutsche Truppen mit Unterstützung der Italiener den Süden Frankreichs.
Lucie: „Ich werde diese Uniformen nie akzeptieren. Diese fremde Armee, die glaubt, allmächtig zu sein.“
Die Résistance-Gruppen schließen sich zusammen. Ihre geheime Armee, die armée secrète, operiert gegen das brutale Vorgehen von Gestapo-Chef Klaus Barbie, genannt: der „Schlächter von Lyon“. Barbie hat sein Hauptquartier in Lyon eingerichtet. Raymond übernimmt Verantwortung in der armée secrète. Lucie arbeitet für den Widerstand als Verbindungsagentin. Ihre Kameraden kennen sie als Catherine. Sie verhilft Gefangenen zur Flucht. Im März 1943 schlägt die französische Miliz zu. Sie arbeitet eng mit der Gestapo zusammen. Raymond wird verhaftet. Als Raymond Vallet. So sein Deckname. Unmittelbar nach seiner Verhaftung stürzt Lucie in das Büro des Staatsanwalts.
Lucie: „Ich verlange die sofortige Freilassung von Vallet. Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Seine Festsetzung ist absolute Willkür. Wissen Sie, ich habe Verbindungen bis ganz nach oben. Sollten Sie Vallet nicht sofort freilassen, wird das schwere Konsequenzen für Sie haben. Ich warne Sie!“
Raymond bleibt in Haft. Zwei Monate lang folgt ein Verhör aufs nächste. Dann kommt er frei. Auch weil man seine jüdische Identität nicht hat feststellen können. Kurz darauf gerät René Hardy in die Fänge Klaus Barbies. Hardy gehört zur Spitze des Widerstands. Barbie lässt ihn so lange foltern, bis er genügend Informationen über die Drahtzieher der Résistance hat. Am 21. Juni 1943 greift Klaus Barbie durch. Er lässt eine Arztpraxis in Lyon stürmen. Ein geheimer Treffpunkt führender Widerstandskämpfer. Sie werden allesamt festgenommen und gefoltert. Unter ihnen auch Raymond. Die, die an den Folterungen nicht gestorben sind, lässt Barbie zum Tode verurteilen. Derweil schmiedet Lucie einen sehr brisanten Plan. Zu diesem Zeitpunkt ist sie zum zweiten Mal schwanger. Lucie geht zum Montluc Gefängnis in Lyon. Dort, wo Raymond einsitzt. Und sie wendet sich an die Gefängnisleitung:
Lucie: „Das ist alles ein großes Missverständnis. Er hatte einen Arzttermin. Es saß dort nur und wartete auf den Arzt. Er ist völlig unbeteiligt.“
Gefängnisleiter: „Junge Frau, das haben die Sicherheitsleute vor Ort ganz anders beobachtet. Er war mittendrin. Er gehört eindeutig zu der kriminellen Gruppe.“
Lucie: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Er ist doch gar nicht so. Schauen Sie, ich werde Mutter. Und unser Kind soll nicht unehrenhaft aufwachsen. Am Ende geht es auch um meine Ehre. Lassen Sie uns bitte noch heiraten. Ich bitte Sie.“
Gefängnisleiter: „Ich kann Ihnen da nichts versprechen. Nur, dass ich es prüfen lassen werde. Das verspreche ich Ihnen.“
Lucie stützt sich bei Ihrer Bitte auf französisches Recht. Demnach ist Verlobten eine Notheirat erlaubt, wenn er oder sie schon sehr bald sterben würde. Lucies Täuschungsmanöver funktioniert. Die Heirat ist für Oktober anberaumt. Im Vorfeld beobachten Kameraden aus der armée secrète Gefangenentransporter aus dem Montluc Gefängnis. Sie notieren Uhrzeiten und Routen.
Donnerstag, 21. Oktober 1943. Lucie und Raymond geben sich das Ja-Wort.
Raymond: „Ja, ich will.“
Niemand ahnt, dass sie längst ein Ehepaar sind.
Lucie: „Ja, ich will.“
Nach der Zeremonie der Eheschließung steigt Raymond in einen Gefängnisbus. Zur Rückfahrt ins Montluc Gefängnis. Doch dort kommt der Bus nicht an. Auf halber Strecke stoppen mehrere Autos der armée secrète den Bus. Die Widerstandskämpfer sind schwer bewaffnet. Spektakulär befreien sie neben Raymond auch 13 weitere Gefangene. Mitten im Gefecht: Lucie. Hochschwanger. Und beseelt.
Lucie: „Raymond. Raymond! Komm! Schnell, schnell! Jede Minute zählt. Wir müssen fort!“
Die Führung der Résistance-Bewegung hat alle Vorbereitungen getroffen: Lucie und Raymond gelingt die Flucht mit ihrem Sohn. Zunächst an einen geheimen Ort und dann nach London, wo kurze Zeit später ihre Tochter Catherine zur Welt kommt. In London behält die Familie ihren letzten Decknamen: Aubrac.
Nach dem Krieg gehen die Aubracs zurück nach Frankreich. Lucie schlägt Angebote aus der Politik aus. Sie zieht es vor, wieder als Geschichtslehrerin zu arbeiten. Zudem wird sie Aktivistin für Amnesty International. In Paris beteiligt sie sich an der Gründung einer Schule, die sozial benachteiligte Kinder besonders fördert.
Am 14. März 2007 stirbt Lucie Aubrac im Alter von 94 Jahren.
Lucie Aubrac. Im Widerstand. Für Freiheit und Menschenwürde. HUMAN MINDED. Eine Produktion des Saarländischen Rundfunks.
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