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Literatur und Wissenschaft I

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Vorträge der Vorlesungen "Literatur und Wissenschaft I" im Wintersemester 2007/08 am Romanischen Seminar der Universität Freiburg: "Occupation des oisifs." Gustave Flaubert, s. v. „Littérature“, in: Dictionnaire des idées reçues Der allgemeinen Auffassung zufolge ist Literatur subjektiv, fiktional und unseriös (s. Motto), Wissenschaft dagegen objektiv, wahr und seriös. Infolgedessen scheint es unzulässig, die beiden Bereiche miteinander zu vermengen. Betrachtet man indes die Literaturgeschichte der letzten zweieinhalb Jahrhunderte, so entdeckt man zahlreiche Autoren und Texte, in denen sich Literatur und Wissenschaft auf äußerst interessante und fruchtbare Weise begegnen. Die Vorlesung möchte einige wichtige Etappen dieser Begegnungen nachzeichnen und wird dabei u. a. auf folgende Autoren eingehen: • Denis DIDEROT (1713-1784), den Mitherausgeber der Encyclopédie und Verfasser von Romanen und anderen schöngeistigen Schriften • Johann Wolfgang GOETHE (1749-1832), in dessen Wahlverwandtschaften sich Naturwissenschaft und Fiktion kongenial verbinden • Alessandro MANZONI (1785-1873), in dessen Promessi sposi das traditionelle Providenz-Schema des hellenistischen Liebesromans von dem Diskurs naturwissenschaftlicher Analyse überlagert wird • Honoré de BALZAC (1799-1850), der seine realistische Romanpoetik in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Diskursen entwickelt • Gustave FLAUBERT (1821-1880), der in Bouvard et Pécuchet die Wissenschaftsgläubigkeit seines Jahrhunderts ad absurdum führt • Emile ZOLA (1840-1902), der in der Balzac-Nachfolge seine naturalistische Poetik wissenschaftlich fundiert • Luigi PIRANDELLO (1864-1936), der in Il fu Mattia Pascal seinen Protagonisten die durch Kopernikus bedingte Krise des anthropozentrischen Weltbildes erleben lässt • Italo SVEVO (1861-1928), dessen Roman La coscienza di Zeno eine Mischung aus literarischem und psychoanalytischem Diskurs darstellt • Robert MUSIL (1880-1942), der seinen Mann ohne Eigenschaften gemäß den Prinzipien der modernen Wissenschaft ein experimentelles, mehr auf Möglichkeit als auf Wirklichkeit begründetes Leben führen lässt • Jorge Luis BORGES (1899-1986), in dessen Erzählungen die Überlagerungen von wissenschaftlicher und fiktionaler Rede zu epistemologischen Unentscheidbarkeiten führen • Julio CORTÁZAR (1914-1984), der in Rayuela u. a. das Projekt einer ‚chemischen‘ Literatur entwickelt • Daniele DEL GIUDICE (geb. 1949), der in Atlante occidentale von der schwierigen Kommunikation zwischen einem Schriftsteller und einem Kernphysiker erzählt. Die Vorlesung versteht sich nicht nur als Einführung in eine für die Identitätsbildung der Literatur seit etwa 1750 zentrale Problematik, sondern auch als schlaglichtartige Geschichte des modernen Romans anhand einiger seiner bedeutendsten Vertreter.
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Vorträge der Vorlesungen "Literatur und Wissenschaft I" im Wintersemester 2007/08 am Romanischen Seminar der Universität Freiburg: "Occupation des oisifs." Gustave Flaubert, s. v. „Littérature“, in: Dictionnaire des idées reçues Der allgemeinen Auffassung zufolge ist Literatur subjektiv, fiktional und unseriös (s. Motto), Wissenschaft dagegen objektiv, wahr und seriös. Infolgedessen scheint es unzulässig, die beiden Bereiche miteinander zu vermengen. Betrachtet man indes die Literaturgeschichte der letzten zweieinhalb Jahrhunderte, so entdeckt man zahlreiche Autoren und Texte, in denen sich Literatur und Wissenschaft auf äußerst interessante und fruchtbare Weise begegnen. Die Vorlesung möchte einige wichtige Etappen dieser Begegnungen nachzeichnen und wird dabei u. a. auf folgende Autoren eingehen: • Denis DIDEROT (1713-1784), den Mitherausgeber der Encyclopédie und Verfasser von Romanen und anderen schöngeistigen Schriften • Johann Wolfgang GOETHE (1749-1832), in dessen Wahlverwandtschaften sich Naturwissenschaft und Fiktion kongenial verbinden • Alessandro MANZONI (1785-1873), in dessen Promessi sposi das traditionelle Providenz-Schema des hellenistischen Liebesromans von dem Diskurs naturwissenschaftlicher Analyse überlagert wird • Honoré de BALZAC (1799-1850), der seine realistische Romanpoetik in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Diskursen entwickelt • Gustave FLAUBERT (1821-1880), der in Bouvard et Pécuchet die Wissenschaftsgläubigkeit seines Jahrhunderts ad absurdum führt • Emile ZOLA (1840-1902), der in der Balzac-Nachfolge seine naturalistische Poetik wissenschaftlich fundiert • Luigi PIRANDELLO (1864-1936), der in Il fu Mattia Pascal seinen Protagonisten die durch Kopernikus bedingte Krise des anthropozentrischen Weltbildes erleben lässt • Italo SVEVO (1861-1928), dessen Roman La coscienza di Zeno eine Mischung aus literarischem und psychoanalytischem Diskurs darstellt • Robert MUSIL (1880-1942), der seinen Mann ohne Eigenschaften gemäß den Prinzipien der modernen Wissenschaft ein experimentelles, mehr auf Möglichkeit als auf Wirklichkeit begründetes Leben führen lässt • Jorge Luis BORGES (1899-1986), in dessen Erzählungen die Überlagerungen von wissenschaftlicher und fiktionaler Rede zu epistemologischen Unentscheidbarkeiten führen • Julio CORTÁZAR (1914-1984), der in Rayuela u. a. das Projekt einer ‚chemischen‘ Literatur entwickelt • Daniele DEL GIUDICE (geb. 1949), der in Atlante occidentale von der schwierigen Kommunikation zwischen einem Schriftsteller und einem Kernphysiker erzählt. Die Vorlesung versteht sich nicht nur als Einführung in eine für die Identitätsbildung der Literatur seit etwa 1750 zentrale Problematik, sondern auch als schlaglichtartige Geschichte des modernen Romans anhand einiger seiner bedeutendsten Vertreter.
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